Ich kanalisiere mal meine Schneckenliebe und Tylobegeisterung und mache in der passenden Kategorie einen Thread auf.
Tylos (Tylomelania) stammen aus den Sulawesi-Seen. Die dort herrschenden besonderen Bedingungen sind denjenigen unter Euch, die Sulawesi-Garnelen halten, vermutlich besser bekannt als mir.
Darum nur kurz: es sind recht abgeschlossene Biotope mit vor allem sehr warmem und sehr sauberem Wasser (noch, muss man da heutzutage wohl sagen) und einer besonderen Mineralmischung mittlerer Härte bei relativ hohem PH-Wert (8,0 - 8,2).
Für die Haltung der Garnelen im Aquarium gibt es extra gemischte Sulawesi-Salze.
Was ist nun mit den Schnecken? Die Tylomelania-Arten kommen in den meisten der Sulawesi-Seen vor. Die Mini-Tylos stammen ausschließlich aus dem Poso-See, einem mit 27,7*C Durchschnittstemperatur eher kälteren der Seen. Tylos können sehr groß werden, je nach Art bis zu 10 cm, und sind daher in aller Regel eher nicht für das Nanobecken geeignet.
Außer eben die Tylomelania spec. mini. Die werden nur ca. 3 cm groß, was in einem Nano-Cube auch schon ordentlich ist, und können nach einhelliger Auffassung in Becken ab 20 l gehalten werden. Was ich etwas gewagt finde, falls die im Aquarium wirklich 3 cm schaffen. Denn man soll ja nicht nur ein Tier halten.
eine gescheckte Farbvariante
eine gelbe von unten, geschlechtsreif, aber noch nicht ausgewachsen
Schnecken lieben in aller Regel Gesellschaft von Artgenossen. Fünf sollten es also schon sein. Wenn man Nachwuchs haben möchte, dann erst recht, denn sie sind getrennt geschlechtlich und es findet anders als bei z.B. maliischen TDS keine Pathenogenese statt. Man braucht also „Männlein und Weiblein beiderlei Geschlechts“😉
Ich hatte also fünf bestellt. Leider gibt es sie meistens als Wildfänge. Und auch „mein“ Shop hatte sie zu der Zeit, als ich bestellt hatte, nur als Wildfänge. Man kann sie anders als die Sulawesi-Garnelen auf Leitungswasser halten und braucht nicht aufzusalzen. Unser Wasserwerk bietet tatsächlich mittelhartes Wasser mit einem PH-Wert um 8, das passt also. Geheizt habe ich auf 25*-26*C, was als gute Haltungstemperatur gilt. Trotzdem sind mir innerhalb von 5 Monaten vier der fünf Tiere eingegangen.
Sie gelten auch bei anderen Haltern als Diven. Warum? Alle anderen Schnecken fühlen sich bei mir augenscheinlich pudelwohl, wachsen und gedeihen, auch die anderen Wildfänge (Rennies und Geweihschnecken); TDS und PHS sind von lustiger Vermehrung nicht abzuhalten. Was also passt nicht? Denn eine so schlechte Quote hatte ich bisher bei keinem Kauf von Wildfängen.
Nun, vielleicht hätte es ein Artbecken sein müssen. Ganz überzeugt mich das aber nicht. Das Problem dürfte eher in der Keimbelastung unserer Aquarien (und meines Aquariums im Besonderen) liegen. Die Schnecken sind auf höhere oder gar hohe Keimbelastung nicht eingestellt und werden damit dann nicht fertig. Die einen halten länger durch, andere geben früher auf. Ich habe nach nochmaliger Suche tatsächlich in einem Blog von my-fish einen Hinweis darauf gefunden, dass genau das das Problem ist, das sich tatsächlich auch noch bis in die Folgegenerationen ziehen und zu erhöhten Ausfällen führen kann.
Mein letzter verbliebener Wildfang scheint jetzt in meinem Becken angekommen zu sein, auch wenn ich noch etwas skeptisch bin. Vor gut 10 Tagen war es, als ob bei ihr ein Schalter umgelegt worden wäre, und sie (es ist nach meiner Beobachtung ein Weibchen) ist jetzt tatsächlich der tagaktive Dauerfutterer, als der die Tylos beschrieben werden.
na bitte, geht doch
was sie am Oxydator liebt, bleibt ihr Geheimnis
Zum Glück habe ich in den ersten zwei bis drei Monaten recht viel Nachwuchs bekommen. Trotzallem - oder vielleicht gerade wegen der nicht 100%ig passenden Umweltbedingungen, so etwas kommt im Tierreich vor.
Von den über 12 mir bekannten Jungtieren sind jetzt noch 8 oder 9 im Becken, in verschiedenen Größen. Tagaktiv und munter unterwegs. Auf rund 6 von ihnen hoffe ich, da sie eine recht ordentliche Größe von 3 bis 4 mm erreicht haben und das Schneckenhaus schon deutlich als zapfenförmig zu erkennen ist.
Nachwüchslinge
Mini-Tylos wachsen sehr langsam, ich gehe davon aus, dass sie bis zur Geschlechtsreife mit gut 1 cm noch etliche Monate brauchen; bis sie ausgewachsen sind, vielleicht sogar ein Jahr.
Ob es dann für einen stabilen Stamm reicht, muss ich abwarten.
meine Stammmutter - wenn es denn klappt
Noch ein paar Sätze zur Farbe. Die Mini-Tylos wurden bisher als „spec. yellow mini“ angeboten, inzwischen tauchen auch Bezeichnungen wie black oder carbo auf. Tatsächlich ist die Benennung nicht wissenschaftlich untersetzt und nach meiner Meinung sind das keine Subarten, sondern nur unterschiedliche Farbschläge. Beliebt sind vor allem die gelben Tiere. In den Shops tauchen immer wieder Bewertungen auf, in denen die Enttäuschung deutlich wird, dass nicht nur gelbe oder sogar gar keine gelben, sondern scheckige, schwarze oder cremfarbene Tiere geliefert wurden. Ich vermute, dass einige Shops nun selektieren und die andersfarbigen als eigen Art verkaufen, gerne auch als Rarität.
Soviel bis jetzt. Vielleicht weiß jemand mehr oder hat ganz andere Erfahrungen gemacht - dann immer her damit!